Nach einer langen Pause

Viele Monate habe ich nichts in diesem Blog gepostet. Nichts, dass es nichts zu sagen gegeben hätte über das Platzmachen im Stadtraum. Dennoch habe ich nicht die Zeit gefunden, in Ruhe meine Gedanken aufzuschreiben. Und wenn ich etwas schreiben wollte, kam etwas dazwischen. Nicht nur viele interessante Aufträge und Projekte, was ja nicht so schlecht ist, sondern auch die wirren Coronazeiten. Und jetzt die nicht minder verwirrenden Nachcoronazeiten, in denen das Wetter zwar immer heißer und unbeständiger wird, aber Maßnahmen gegen Klimawandel nicht mehr wirklich zeitgemäß scheinen, weil es scheinbar viel Wichtigeres gibt, und viele lieber noch mal schnell in den Urlaub oder auf einen Kurztrip nach Wer weiß wo fliegen. All das umrahmt vom verstörenden Krieg in der Ukraine und vielen anderen mindestens genauso verstörenden Ereignissen. Da fehlten mir manchmal die Worte. Und so habe ich die letzten Monate „nur“ noch einige Fachartikel geschrieben, die Ihr in Teilen unter www.stadtraumstrategien.de finden könnt.

In den letzten Wochen habe ich gemerkt, dass mir das nicht reicht. Es gibt so viel zu sagen. Deshalb möchte ich „Platz machen“ wieder aktivieren und kritisch, selbstkritisch, ironisch und ernst über die kleinen und großen Dinge rund umd Stadt- und Landplanung schreiben.  

Foto : Anne Faden

wenn man immer nur in die Vergangenheit schaut, kann man die Zukunft nicht beeinflussen


Natürlich gilt es immer abzuwägen, was in der Vergangenheit gut war und was nicht. Doch die Vergangenheit war eben nicht per se immer besser.
Im städtischen Freiraum wird die Vergangenheit besonders oft verklärt. Es war früher einfach immer immer besser. Das ist ein bisschen so, als würde man in seiner Wohnung immer noch die Toilette eine halbe Treppe tiefer benutzen wollen, so wie das vor 100 und vor 50 (und in Berlin auch vor 20 Jahren) gemacht wurde.

Ein Beispiel für diese viel vermeintlich bessere Vergangenheit ist der Anlagensee in Tübingen. Der See war seit vielen Jahren ein hocheutrophiertes (auf deutsch: hochbelastetes) Gewässer mit einer bis zu 2,5 m dicken Schlammschicht am Boden und betonierten Ufern. Regelmäßig im Sommer drohte der See umzukippen und roch unangenehm. Das zu ignorieren, weil man den Umbau scheut und sich die Veränderung nicht vorstellen kann, war für mich aus fachlicher Sicht kaum nachvollziehbar. Trotzdem finden manche Menschen in Tübingen den alten, stinkenden See bis heute viel schöner.

Gleichwohl schreitet der Umbau voran. Und auch wenn er schon eine ganze lange Weile dauert und noch dauern wird, ist schon jetzt der Blick in die Zukunft zu sehen. Der ist in jedem Fall schon jetzt besser als die Vergangeheit.

Foto Anne Faden, Sommer 2023